Rudolf Kuhn
schiesst Silberjodidraketen in den Himmel um Hagel abzuwehren.
Wer derzeit mit dem Auto von Bazenheid nach Wil fährt, dem ist sicher schon die Baustelle links am Stelzer Waldrand aufgefallen. Doch so gewöhnlich, wie die Baustelle scheint, ist diese nicht: Genau da wird aktuell am zweiten Teilstück der Wiler Fernwärme gebaut.
Wil Es ist ein kühler Morgen auf der Baustelle im Stelz. Während der Tag langsam zum Leben erwacht, sind die Rohrleitungsprofis der Hugo Leutenegger AG in ihren auffälligen orangen «Übergwändli» schon voll bei der Arbeit. Zwei Rohre liegen nebeneinander auf Styroporpolstern. Beide haben einen halben Meter Durchmesser. Die Isolationen, die sie umfassen, sind etwa gleich dick. «Eines der beiden Rohre ist der Vorlauf, von dort wird die Wärme geliefert», erklärt Christian Hofmann, Leiter Wärme und Kälte bei den Technischen Betrieben Wil (TBW), vor Ort und ergänzt gleichzeitig: «Das abgekühlte Wasser wird über das zweite Rohr zurückgetragen.» Vor den Verlegearbeiten heben die Bauarbeiter einen Graben aus und sichern ihn. Daraufhin werden die Leitungsrohre eingesetzt und ausgerichtet. «Die Stahlrohre müssen verschweisst werden und die Schweissnähte, die übrig bleiben, müssen neu isoliert werden», erklärt Hofmann weiter. Die Rohre werden dann in speziellen Sand gelegt. Grund dafür sei die ständige Bewegung der Leitungen wegen der Temperaturdifferenz. «Wenn alles erledigt ist, wird der Graben wieder aufgefüllt und je nach Ort wird Wiese gesät oder der Bereich wird asphaltiert. Hier im Stelz entsteht über der Fernwärme der neue Fahrradweg von Kirchberg nach Wil. Bis es aber so weit ist, geht es noch einen Moment», weiss Hofmann: «Sicher bis Ende Jahr werden wir an dieser Stelle noch mit Arbeiten beschäftigt sein.»
Das Fernwärmeprojekt wurde in mehrere Teilstücke unterteilt. Auf der aktuellen Baustelle wird gerade am zweiten Teil gearbeitet. «Das erste Teilstück wurde schon erledigt», erklärt Stadtrat Andreas Breitenmoser, der an diesem Morgen mit den «Wiler Nachrichten» die Baustelle besucht, und zeigt auf die neue Umfahrungsstrasse, welche für die IGP Pulvertechnik gelegt wurde. «Unter dieser Strasse verläuft das erste Teilstück», so Breitenmoser. Wie es nach dem zweiten Teilstück, an welchem gerade gebaut wird, weitergeht, ist laut dem Stadtrat noch nicht bis ins Detail geplant. Sicher sei nur, dass an weiteren Orten der Stadt gegraben werde. Für das Jahr 2025 sind vier Etappen, verteilt in der Stadt, bereits in Planung. Im West-, Süd- und Lindenhofquartier werden parallel erste Fernwärmeleitungen verlegt werden. Auch das Spital wird schon ins Visier genommen. Der Stadtrat betont aber auch, dass man nicht plane, in einer Linie von Bazenheid nach Wil zu bauen, sondern in verschiedenen Etappen. Verzögerungen gibt es momentan laut Andreas Breitenmoser keine: «Eine so schnelle Umsetzung der Pläne war anfangs nicht vorgesehen. Doch als wir erfahren haben, dass die Strasse bei der IGP umgelegt wird, haben wir sofort angefangen zu bauen. Nun sind wir dem Zeitplan schon in den ersten Monaten voraus.»
Ein solch aufwendiges Projekt wie das der Fernwärme bringt aber auch verschiedene Hindernisse mit sich. Unter anderem war die Regenperiode diesen Sommer ein Problem für die Gräben beim Stelz. Diese waren schlussendlich so mit Wasser gefüllt, dass es die Bauarbeiten behinderte. Die Nagelfluh, die sich im Boden des jetzigen Grabortes befindet, behinderte die Grabarbeiten zusätzlich. Dieses Problem wurde jedoch mit einem Fräser gelöst. Doch die wahren Knackpunkte dieses Projektes stehen erst noch bevor: die Querung der Autobahn zum Beispiel, die Andreas Breitenmoser und Christian Hofmann schon ein bisschen Bauchschmerzen bereitet. Jedoch seien sie auch dort schon mit den SBB und dem Astra in gutem Kontakt, sodass die Querung so einfach wie möglich verlaufen soll. «Auch Knackpunkte sind die Kreisel in der Stadt, da sie stark befahren sind, und der unterirdische Krebsbach wird ebenfalls ein anspruchsvoller Schritt sein. Jedoch sind wir zuversichtlich, dass wir gute Lösungen für diese Probleme finden werden», so Breitenmoser zuversichtlich und ergänzt: «Ende 2026 wird der Fernwärmeverbund das erste Mal Wärme nach Wil liefern. Das ist ehrgeizig, aber realistisch.»
Lui Eigenmann
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