Rudolf Kuhn
schiesst Silberjodidraketen in den Himmel um Hagel abzuwehren.
Walter Sonderer organisierte die WIR-Messe im Wiler Stadtsaal. lin
Die WIR-Messe im Wiler Stadtsaal findet 2025 nicht statt. Diesen Entscheid begründet der Veranstalter Walter Sonderer mit dem zu geringen Interesse auf der Seite der Aussteller. Stirbt die einst bei KMU beliebte WIR-Währung aus?
Wil «Das ist ein trauriges Zeichen für die Entwicklung des WIR-Systems, das einst für Zusammenhalt und wirtschaftliche Partnerschaften stand», schreibt Walter Sonderer, Veranstalter der Ostschweizer WIR-Messe, in einem Beitrag auf Facebook, indem er das endgültige Aus für die WIR-Messe Ostschweiz 2025 bekannt gibt. Der Grund dafür: Es haben sich trotz wiederholten Aufrufen nicht genügend Aussteller für die Messe angemeldet, die am 5. und 6. April 2025 im Stadtsaal stattfinden sollte.
«Es sollte meine letzte Messe im Stadtsaal Wil sein, organisiert aus tiefer Überzeugung für das WIR-System und die WIR-Verrechnung», so Walter Sonderer. Doch der Mangel an Ausstellern und die fehlende Begeisterung hätten die Messe an einen Wendepunkt gebracht. «Trotz wiederholter Aufrufe und Bemühungen, sowohl WIR-Verrechner als auch regionale Unternehmen zur Teilnahme zu motivieren, blieb die Resonanz hinter den Erwartungen zurück», begründet der Veranstalter die Absage der Messe. Das Ziel sei es gewesen, die Attraktivität und die Vielfalt der Messe durch einen Mix aus regionalen Ausstellern und WIR-Verrechnern aus der ganzen Schweiz zu steigern. Die gescheiterte Umsetzung dieses Konzepts sorgt bei Sonderer für Ernüchterung. «Als Veranstalter ist es enttäuschend zu sehen, dass diese wertvolle Plattform für den Austausch und die Präsentation der Produkte und Dienstleistungen innerhalb der WIR-Community nicht ausreichend unterstützt wurde.» Auch die Bank WIR bedauert die Absage der Ostschweizer WIR-Messe. Diese ist gemäss dem Mediensprecher der Bank WIR, Volker Strohm, jedoch nicht die einzige Veranstaltung, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. «Dass Messen in der heutigen Zeit einen schweren Stand haben, ist uns insbesondere in Basel, dem Standort unseres Hauptsitzes, in den vergangenen Jahren am Beispiel namhafter und traditionsreicher Veranstaltungen vor Augen geführt worden.»
Die WIR-Gemeinschaft müsse sich nun fragen, ob sie zukünftig tatsächlich auf solche Netzwerke und Veranstaltungen verzichten könne, so Sonderer. Er ist sich sicher, die Hauptursache für die geringe Resonanz ist die sinkende Attraktivität der WIR-Währung. «Immer weniger Unternehmen handeln mit WIR», weiss der Veranstalter. Tatsächlich wurde die Schweizer Komplementärwährung 1934 gegründet, um die Wirtschaft in Zeiten der Weltwirtschaftskrise zu stärken. Damit sollte die Kaufkraft innerhalb der Schweizer Wirtschaft gestärkt und Liquiditätsengpässe überwunden werden. Doch wie gross ist die Nachfrage nach WIR heute tatsächlich noch?
Genaue Zahlen zur Nutzung der Komplementärwährung möchte die Bank WIR den WN nicht herausgeben. «Es ist aber natürlich Fakt, dass die WIR-Währung weniger nachgefragt wird als vor zehn Jahren», gibt Strohm zu. Das habe unter anderem mit der Tiefzinsphase zu tun. WIR-Kredite seien historisch immer günstiger gewesen als Finanzierungen mit Schweizer Franken. «WIR-Kredite haben beispielsweise auch in der Hochzinsphase in den 1990er-Jahren maximal 1,75 Prozent gekostet, während CHF-Kredite bei 7,8 oder gar 9 Prozent lagen», weiss der Mediensprecher der Bank WIR. «In den vergangenen Jahren ist dieser Zinsvorteil nur noch marginal vorhanden». Gleichzeitig sei die Idee, dass die KMU durch die Teilnahme im WIR-Netzwerk die Chance auf mehr Ertrag und neue Kundschaft erhalten, primär in Krisenzeiten ein Argument und sei folglich in den vergangenen Jahren in den Hintergrund gerückt.
Auf die Bank WIR selbst hat die
gesunkene Nachfrage nach der Komplementärwährung gemäss Volker Strohm keinen merklichen Einfluss. Die Genossenschaftsbank bietet neben WIR-Konten auch klassische Bankdienstleistungen in Schweizer Franken für KMU und Private an. Die Entwicklung der Bank WIR könne deshalb nicht mit derjenigen, der WIR-Währung gleichgesetzt werden. Dies entspreche bereits seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr der Realität, so der Mediensprecher. «Die rein schweizerische Genossenschaftsbank hat sich angebotsmässig seit rund einem Vierteljahrhundert geöffnet», betont er.
Linda Bachmann
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