Martin Meile
ist seit 35 Jahren Blechbläser bei der Metallharmonie.
Pole Dancerin Adina Strasser beherrscht auch anspruchsvolle Figuren wie das Hood Ornament.
Die Dussnangerin Adina Strasser (25) betreibt ein Hobby, das von vielen immer noch kritisch beäugt wird. Warum ihr das Tanzen an der Stange Freude bereitet und wie der Sport aus der Schmuddelecke herauskommen könnte, hat sie den WN erzählt.
Pole DanceAdina Strasser, wie war Ihr letztes Pole-Dance-Training?
Gut, aber streng (schmunzelt). Gestern Abend war ich im Training in Frauenfeld. Ich trainiere im Pole-Studio Pole Motion, das von der Wilerin Melanie Caso-Leibundgut vor ein paar Jahren eröffnet wurde.
Wie sind Sie zum Pole Dance als Hobby gekommen?
Vor vier Jahren suchten meine Kollegin und ich nach einem neuen Hobby. Wir stiessen auf Pole Dance, kauften schnell unsere erste eigene Stange und wagten die ersten Versuche, die anfangs eher ein Rumtänzeln als echte Figuren waren.
Wie sind Sie denn darauf gekommen, sich in einem Studio anzumelden?
Als die Corona-Pandemie kam, übten wir mehr und trainierten mit Youtube-Videos die ersten Figuren. Zum Ende der Pandemie entschlossen wir uns, uns im Studio in Frauenfeld anzumelden, in dem wir bis heute trainieren.
Wie oft trainieren Sie?
Einmal in der Woche im Studio und ein- bis zweimal zu Hause an der eigenen Stange.
Welche Herausforderungen bringt Pole Dance für Sie mit sich?
Die Herausforderung liegt darin, dass nicht alles beim ersten Mal funktioniert und man immer dranbleiben muss. Es erfordert Geduld mit sich selbst und den Ehrgeiz, es zu schaffen. Die Ästhetik des Tanzes ist schwer zu erreichen, da der Sport körperlich sehr anspruchsvoll ist. Beim Pole Dance müssen die Figuren trotz körperlicher Anstrengung auch schön aussehen.
Und welche Belohnungen ziehen Sie aus dem Sport?
Pole Dance trainiert den gesamten Körper, spart Fitnessstudio-Zeit und stärkt das Selbstvertrauen. Es macht Spass, und ich fühle mich nach dem Training immer gut und kann währenddessen abschalten.
Gibt es bestimmte Figuren, die Sie als besonders anspruchsvoll empfinden?
Der Superman, eine Figur, bei der man sich nur mit den Beinen festhält und horizontal in der Luft liegt. Diese Figur ist schmerzhaft, aber auch sehr schön anzusehen.
Beherrschen Sie den Superman?
Ich übe daran (lacht).
Gibt es besondere Erlebnisse oder Momente, die Sie in Ihrer Pole-Dance-Reise geprägt haben?
Ein Highlight war, eine spezielle Figur nach einem halben Jahr des Übens zu schaffen. Das Adrenalin in den Trainings, in denen alles funktioniert, ist unbeschreiblich. Manchmal gibt es Tage, an denen eine neue Figur einfach funktioniert.
Sie haben bereits neun Jahre Kung Fu gemacht. Welche Vorteile sehen Sie durch Ihre bereits sportliche Vergangenheit?
Eine körperliche Fitness als Grundvoraussetzung ist schon wichtig. Ich habe sicherlich einen Vorteil dank der anderen Sportarten, dass ich an hartes Training gewöhnt bin. Das Wichtigste bei einem Sport ist auf jeden Fall, dass er Spass macht und einen erfüllt.
Warum trägt man hohe Schuhe und knappe Kleider?
Als Tänzerin trägt man so wenig wie möglich, weil man sich nur mit der Haut an der Stange festhält. Hohe Schuhe sind eher Teil des Erotic Pole, welches ich aber nicht mache. Meistens trainieren wir barfuss, denn die Füsse sind ein wichtiges Werkzeug, um sich an der Stange festzuhalten. Mit den kurzen Kleidern habe ich kein Problem. Diese gibt es auch in anderen Sportarten.
Mit welchen Vorurteilen haben Sie zu kämpfen?
Man bekommt schon öfters unangenehme Fragen gestellt, wie zum Beispiel, für wen oder was man dieses Hobby macht. Viele meinen, dass Pole Dance immer gleich Erotic Pole ist, was nicht stimmt. Ich wurde im Ausgang auch schon gefragt, ob ich etwas vorzeigen könne, was ich als unangenehm empfinde. Viele, die den Sport nicht kennen, stempeln uns auch einfach als Stangentänzerinnen ab. Oberflächlich gesehen stimmt das auch, aber Pole Dance ist viel mehr, als leicht bekleidet an einer Stange herumzuturnen. Es verbindet gleichermassen Kraft, Können und Eleganz.
Manche Menschen halten PoleDance ja immer noch für etwas Schmuddeliges. Was müsste sich ändern, damit die Sportart nicht mehr so sexualisiert wird?
Die Menschen sollten offener für das Hobby sein und verstehen, dass es ein normaler Sport ist. Diejenigen, die am kritischsten urteilen, sollten es am besten selbst ausprobieren. Sie werden schnell merken, dass der Sport anstrengender ist und mehr Kraft und Körperspannung benötigt als gedacht.
Stört es Sie, dass Pole Dance so sexualisiert wird?
Gar nicht, das geht bei mir in ein Ohr rein und beim anderen wieder raus. Ich kann mich gut davon distanzieren, da mein Hobby nichts mit Erotic Pole zu tun hat.
Haben Sie Tipps für Anfänger, die sich für Pole Dance interessieren und damit beginnen möchten?
In erster Linie ist es wichtig, sich zu trauen und den Schritt zu wagen. Ich war am Anfang auch ein wenig skeptisch, fühle mich jetzt aber pudelwohl in diesem Sport. Interessierte müssen auch nicht gleich eine eigene Stange kaufen, sondern können auch einfach in einem Schnuppertraining in Pole-Studios in der Umgebung vorbeigehen und mitmachen. Wichtig ist, den Mut zu haben, sich ein eigenes Bild davon zu machen.
Gut zu wissen
Pole Dance ist eine künstlerische Tanzform, bei der eine vertikale Stange als Tanzpartner dient. Die Tänzerinnen kombinieren akrobatische Bewegungen, Krafttraining und Choreografie, um ästhetische und kraftvolle Performances zu schaffen. Es ist eine Sportart, die sowohl körperliche Stärke als auch ein hohes Mass an Eleganz und Körperspannung benötigt. Künstlerischer Ausdruck und die Kreativität stehen dabei im Vordergrund. Obwohl Männer im Pole-Dance-Sport deutlich in der Unterzahl sind, führen auch sie diesen Sport aus.
Interview: Jan Isler
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