Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Die Arbeitstage von Rolf Claude beginnen oft sehr früh und enden spät. Seiner Motivation tut dies jedoch keinen Abbruch.
Am 1. März hat Rolf Claude das Amt des Flawiler Gemeindepräsidenten angetreten. Die WN haben ihn zum 100-Tage-Interview getroffen.
Flawil Rolf Claude, welche Termine stehen heute in Ihrer Agenda?
Ich hatte um 7 Uhr die erste Besprechung, danach die Bau- und Infrastrukturkommissionsitzung, gefolgt von zwei weiteren Besprechungen. Heute Nachmittag geht es um die Neubesetzung der Leitung Finanzen, das Familienzentrum sowie dieses Interview. Ich schätze die Themenvielfalt.
Wie haben Sie die Zeit vor dem Amtsantritt genutzt, um sich auf die komplexe Aufgabe vorzubereiten?
Ab Ende November konnte ich bei entscheidenden Projekten und Sitzungen als Gast teilnehmen, so erhielt ich einen guten Einblick. Und ich konnte ab Tag eins im Amt, beispielsweise beim Spitalprojekt, informiert Entscheidungen mitgestalten. Zudem gab es mehrere Übergabetermine mit meinem Vorgänger. Das war ein Spagat mit meiner bisherigen Tätigkeit, hat aber gut funktioniert.
Gibt es einen Tag in Ihrer ersten Amtszeit, an den Sie besonders gerne zurückdenken?
Es sind die Augenblicke, die bleiben – beispielsweise der schöne Empfang am ersten Tag und die Rückmeldungen aus der Verwaltung zur Zusammenarbeit. Und natürlich hat mich das positive Feedback nach der Bürgerversammlung gefreut.
Und welcher Tag hätte nicht sein müssen?
Das heftige Unwetter mit Hagel vor einigen Wochen.
Als Gemeindepräsident stehen Sie im Fokus der Öffentlichkeit. Wie hat sich Ihr Privatleben durch Ihren Status verändert?
Aus einem kurzen Gang ins Dorf wird meist eine Stunde – meine Frau hat sich bereits daran gewöhnt, dass es «noch schnell Brot holen» kaum mehr gibt. Wir schätzen beide den offenen und direkten Austausch in der Gemeinde, so bekommt man Anliegen, Ideen und Feedback aus erster Hand mit. Die vielen Abendtermine unter der Woche lassen aktuell wenig Raum fürs Privatleben.
Ihre Frau Vera Brannen hat Sie im Wahlkampf aktiv unterstützt. Würden Sie bestätigen, dass hinter jedem starken Mann eine starke Frau steht?
Unser Anspruch an eine Partnerschaft ist, aneinander und miteinander zu wachsen – auf Augenhöhe. Die Hypothese der Frage stammt noch aus einer patriarchalischen Gesellschaft, in der die Wertschätzung der Frau im Hintergrund noch speziell betont werden musste. Schwach ist sicherlich eines der letzten Adjektive, welches mir bei meiner Frau in den Sinn kommt.
Das Präsidium ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Wodurch finden Sie am besten einen Ausgleich zu Ihrem Amt?
Am Abend in unserem Garten am Feuer.
Sie haben eine offene und konstruktive Diskussionskultur angekündigt. Welche Schritte konnten Sie bereits in die Wege leiten und was haben Sie geplant, um dem Anspruch gerecht zu werden?
Eine offene und konstruktive Diskussionskultur betrifft alle Facetten der Kommunikation – nach innen mit dem Gemeinderat und den Mitarbeitenden – und nach aussen mit der Bevölkerung. Für die Mitarbeitenden habe ich eine regelmässig stattfindende Austauschplattform geschaffen mit dem Ziel, kurze Wege für den beidseitigen Informationsfluss zu haben. Mit dem Kader fand letzte Woche ein Klausurtag statt. Wir haben die Ist-Aufnahme der Verwaltung beleuchtet und mein Führungsverständnis diskutiert. Das ist die Basis für Veränderung. Wir werden von innen nach aussen wirken. Nach aussen werde ich die strukturellen Themen sukzessive angehen, wie beispielsweise die Mitwirkungsverfahren und Kommunikationskanäle.
Während des Wahlkampfs rückte das Flawiler Bauamt in den Fokus der Öffentlichkeit und wurde teilweise heftig kritisiert. Wie erleben Sie selbst die Arbeit auf der Bauverwaltung?
Als Mitglied der Baukommission bin ich nahe dran. In den letzten Jahren wurde hier viel Kompetenz aufgebaut. Die Verzahnung mit den Abläufen über den Kanton und die verschiedenen externen Stellen sind nicht einfach zu handhaben. Mir ist eine klare Haltung mit dem Umgang von Fehlern oder Irrtum wichtig. Wenn Fehler passieren, werden diese untersucht und korrigiert. Gerade diese Woche ist aus dem Team eine Korrektur an den Prozessen vorgeschlagen und direkt umgesetzt worden. Ich werde sicherstellen, dass wir uns für die kommende Zeit mit den anspruchsvollen Projekten richtig aufstellen.
Sie kommen aus der Wirtschaft. Wie gehen Sie damit um, dass Entscheiden auf politischer Ebene in der Regel langwierige Prozesse vorausgehen?
Zum einen sind das sehr interessante Prozesse der Meinungsbildung. Zum anderen arbeite ich mit Ausdauer daran, unnötige Totzeiten zu vermeiden und die Prozesse so zu beschleunigen. Eine zielgerichtete Prozess- und Projektführung wird hier helfen.
Sie haben schon viel von der Welt gesehen und sind weit gereist. Welche prägenden Erlebnisse und Erfahrungen haben Sie mit nach Hause gebracht, von denen Sie als Gemeindepräsident besonders profitieren?
Dass man mit Verlässlichkeit und Transparenz verfahrene Situationen wieder aufbrechen kann. Ich habe gelernt, mit Überraschungen umzugehen und dass es mehr als eine Wahrheit gibt. Das hat mir eine gewisse Gelassenheit gegeben.
Zum Abschluss noch eine Frage mit einem Augenzwinkern: Sie sind aktives Mitglied im Flawiler Improvisationstheater Ross & heiter. Wie kommt Ihnen Ihre Theatererfahrung auf der politischen Bühne entgegen?
Das Annehmen einer Situation und diese positiv weiterzuentwickeln, auch wenn sie mir im ersten Moment nicht passt. Darauf vertrauen, dass aus jeder Situation etwas gestaltet werden kann.
Von Wiesy Imhof
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