Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Die Dussnangerin Tanja Kellenberger liebt ihr Hobby.
Nur eine Handvoll Frauen in der Schweiz fahren Supermoto, einen Rundkurssport mit Mix aus Offraod- und Strassenbelag. Obwohl sie erst seit zwei Jahren aktiv fährt, darf sich die 24-Jährige Dussnangerin Tanja Kellenberger bereits Siegerin eines Schweizer Meisterschaftslauf der Kategorie Fun/Women/Elektro nennen.
SupermotoTanja Kellenberger, was hat Sie 2020 inspiriert, Ihr erstes Motorrad zu kaufen?
Es war schon immer ein Wunsch von mir, Motorrad zu fahren. Es wurde mir auch ein wenig in die Wiege gelegt. Mein Vater fuhr in jungen Jahren Motocross und einer meiner drei älteren Brüder trägt ebenfalls Benzin im Blut.
Welches Modell war Ihr Erstes?
Ich habe mich damals für ein Hyper Naked Bike, Yamaha MT-9, entschieden, da es handlich und für Einsteiger gut geeignet war. Auch hatte sie nicht wenig Power. Aktuell schlägt mein Herz jedoch für Aprilia und natürlich KTM, mein Rennmotorrad.
Wie kam es zur Begeisterung für den Rennsport Supermoto?
Bereits als Kind sorgten Motocross- sowie Supermoto-Anlässe bei mir für Gänsehaut und grosse Faszination. Selbst einmal am Start stehen zu dürfen, hätte ich nie für möglich gehalten. Als mein Freund mich eines Tages zum Training mitgenommen hatte, war es um mich geschehen (schmunzelt). Mit seiner Supermoto durfte ich sowohl im Training als auch beim Rennen in Frauenfeld erste Erfahrungen sammeln. Nicht lange Zeit später war klar, so ein «Teil» brauche ich auch. Diese Passion zu teilen, ist ein wunderschönes Gefühl. Wir sind ein perfektes Team.
Im nächsten Jahr haben Sie grosse Pläne – die erste Jahreslizenz in der Schweizermeisterschaft?
Bisher habe ich mittels Tageslizenzen an Rennen teilgenommen. Dabei konnte ich gute Ränge einfahren. Ich war überrascht, was ich erreichen kann. Dies motiviert mich umso mehr, besser zu werden und eine Jahreslizenz zu lösen.
Was braucht es an Einsatz, um gute Resultate einzufahren?
Eine gute physische Verfassung, sprich Kondition und Kraft. Mentale Stärke ist jedoch ebenso wichtig. Mit meinem eisernen Willen und Ehrgeiz kann ich schwache Nerven jeweils etwas kompensieren. Fahrtrainings vor und während der Rennsaison gehören natürlich dazu. Im Winter darf es auch mal etwas Erholung sein.
Wann und wie geht es wieder mit Trainings auf dem Motorrad los?
Im Frühling startet die Saison. Da der Sport in der Schweiz immer mehr Einschränkungen hat, finden Vorbereitungen und Rennen meist im angrenzenden Ausland statt. Bedauerlicherweise gibt es nur noch eine Indoortrainingsstrecke schweizweit. Dies ist einer von vielen Gründen, weshalb der Sport mit Nachwuchs zu kämpfen hat.
Auf was achten Sie besonders an einem Renntag?
Genügend Schlaf, ein ausgiebiges Frühstück und eine pünktliche Vorbereitung meines Motorrads. Als Morgenmuffel bin ich jedoch manchmal dankbar um meinen Teamkollegen (lacht). Sobald die ersten Trainingsrunden absolviert sind, brauche ich theoretische Tipps, um das Optimum meiner Rundenzeiten herauszuholen. Diese hole ich in meinem Team: Welcher Gang wo? Welche Linie ist die schnellste?
Sie haben Ihr Team angesprochen. Wer unterstützt Sie in Ihrem Hobby?
Mein Freund auf jeden Fall. Er ist immer an meiner Seite und fiebert mit. Auch baut er mich immer wieder auf, wenn ich nicht zufrieden bin. Meine Rennplatz-Freunde und natürlich meine Familie, allen voran mein Mami, die mich, egal bei was, immer unterstützt. Mein Vater ist leider bereits früh verstorben, aber bestimmt schaut er mir von oben herab zu und ist sicherlich stolz auf mich.
Musste Ihr Team auch schon einmal mit ansehen, wie Sie sich bei einem Rennen verletzt haben?
Nein, zum Glück bin ich bis jetzt von schlimmeren Verletzungen verschont geblieben. Trotz Protektoren, Auslaufzone und Erster Hilfe bleibt es ein schneller Sport, bei dem etwas passieren kann. Dieses Risikos muss man sich bewusst sein.
Schweizweit sind grob geschätzt drei von 100 Fahrern weiblich. Wie fühlen Sie sich als Frau mit männerdominiertem Hobby?
Das macht mir nichts aus. Ich bin mit drei älteren Brüdern gross geworden, dies erklärt, denke ich, einiges. Über weibliche Verstärkung würde ich mich dennoch freuen. Die einzige Frau in meiner Kategorie zu sein, schüchtert mich teilweise schon etwas ein, jedoch überrascht es mich immer wieder, wie gut ich mit dem stärkeren Geschöpf mithalten kann (schmunzelt). Mit blöden Sprüchen ist dennoch vereinzelt zu rechnen.
Welche Vor- und Nachteile haben Sie dadurch, dass Sie eine Frau sind?
Männer haben von Natur aus eine bessere körperliche Verfassung, meist auch ein besseres technisches Verständnis fürs Motorrad und wissen das Fahrwerk entsprechend einzustellen und zu bedienen. Frauen sind oft etwas vorsichtiger und zurückhaltender, was besonders im Zweikampf ein Nachteil bedeutet. Als Frau in einem solchen Sport unterschätzt zu werden, ist wiederum ein Vorteil.
Schrauben Sie selbst an Ihrem Bike herum?
Ja, selbstverständlich. Ich bin jedoch noch in der Schrauber-Ausbildung (lacht).
Waren Sie überrascht, als Sie den ersten Platz bei der Schweizer Meisterschaft in Lignières im Kanton Neuenburg im Mai dieses Jahres gewonnen haben?
Für mich ein unvergessliches Erlebnis, ich war total überrascht. Ich glaube, es waren alle Anwesenden überrascht. Bei meinem dritten Rennen zuoberst zu stehen, hätte ich nie für möglich gehalten. Umso mehr freute es mich, dass ich in Frauenfeld mit dem zweiten Platz an dieses Ergebnis anknüpfen konnte.
Was würden Sie anderen Frauen raten, die sich nicht trauen, diesen Sport auszuprobieren?
Sie sollen zu mir kommen (lacht). Das Wichtigste ist, einfach anzufangen und Spass zu haben. Und wenn man Spass dabei hat, wird man automatisch gut. Dieser Sport gibt mir so viel. Ich freue mich auf viele weitere Momente auf und neben meinem Töff.
Von Jan Isler und Melanie Baumgartner
Lade Fotos..