Michael Sarbach
ist neuer Botschafter der Stadt Wil.
Selbst entscheiden, was man lernen will, und wie. Was wie ein Traum vieler Schüler klingt, wird am Oberstufenzentrum Degenau gerade Realität.
Jonschwil Für die Schülerschaft des Oberstufenzentrums (OZ) Degenau heisst es Endspurt, bevor es für sie im August in die Berufswelt geht. «Es ist ein altbekanntes Problem, dass die Motivation im zweiten Halbjahr der dritten Oberstufe bei vielen stark nachlässt», sagt Thomas Plattner, Schulleiter des OZ Degenau. Dem stimmen auch Andres Wachter, Christoph Frei und Malachias Koch zu. Die drei Lehrkräfte möchten dieser Problematik entgegenwirken und haben deshalb ein Pilotprojekt gestartet. «Die Schülerinnen und Schüler haben innerhalb der Fächer völlige Wahlfreiheit, welchen Stoff sie lernen möchten», erzählt Andres Wachter. Auch die Beurteilung der Arbeiten wird von den Jugendlichen mitbestimmt. Die Idee zum Projekt stammt aus seiner Intensivweiterbildung vergangenen Jahres. «Ich absolvierte in Mollis, in der Privatschule Lernhaus Sole, ein Praktikum. Dort wird eine sehr freie Form des Unterrichts praktiziert.» Fehlende Motivation, so Wachter, suche man im Lernhaus Sole vergeblich. «Die Erfahrungen in Mollis haben mich inspiriert, dass ich die Wahlfreiheit in Jonschwil teilweise umsetzen wollte.»
Gleich zu Beginn mit an Bord: die Kollegen Christoph Frei und Malachias Koch sowie Schulleiter Thomas Plattner. «Als mir Andres davon erzählte, fragte ich gleich, wann wir das Projekt starten», erinnert sich Frei. Auch Plattner ist überzeugt: «Der Lehrplan sieht vor, dass die Jugendlichen überfachliche Kompetenzen lernen. Genau so nehmen sie diese Fähigkeit mit in die Zukunft.» Malachias Koch ergänzt: «Die Reaktionen der Klassen waren meist positiv – aber bei manchen führte die neue Freiheit auch zu Unsicherheiten.» Jeder sei sehr individuell unterwegs, ergänzt Christoph Frei. «Dies kann bei Schülerinnen und Schülern, die mehr Anleitung brauchen, auch zu Unsicherheiten und Ängsten führen.» So seien Bedenken, etwas nicht gelernt zu haben, bei der Schülerschaft wie auch bei den Eltern, zentral. «Dies liegt vor allem daran, dass Schülerinnen und Schüler das, was Spass macht, oft nicht als lernen ansehen», sagt Frei. «Ich wünsche mir, dass die Zeit, in der alle gleichzeitig am selben Thema arbeiten müssen, sich zunehmend hin zu individuellen Lernwegen entwickelt», so Andres Wachter. Eine solche Entwicklung brauche jedoch Zeit.
«Unsere Rolle hat sich vom Lehrer weg hin zum Coach entwickelt», sagt Andres Wachter. So führen die Lehrkräfte intensive Einzelgespräche mit den Jugendlichen, um einen klaren Auftrag, konkrete Lernziele und realistische Bewertungskriterien zu erstellen. «Die Schülerinnen und Schüler erhielten von ihren zukünftigen Lehrbetrieben Inputs, was sie bis zum Sommer können müssen», sagt Wachter. Frei ergänzt: «Ein angehender Schreiner setzt entsprechend den Fokus anders als eine Schülerin, die eine weiterführende Schule absolvieren wird.» Frei räumt ein, dass fehlendes Unterrichtsmaterial zu beschaffen und das individuelle Eingehen auf Schüler zeitintensiv sei.
Einige Jugendliche, weiss der Schulleiter, haben bereits die Möglichkeit in einer Hybridlösung im Lehrbetrieb zu arbeiten. «90 Prozent meiner Klasse», zieht Wachter ein erstes Fazit, «gefällt die neue Unterrichtsart. Auch von den Eltern erhielt ich viel gutes Feedback.» Alle drei Klassen seien positiv, was auch Schulleiter Thomas Plattner zuversichtlich stimmt. «Ziel ist es, dass auch andere Klassen dieses Projekt weiterführen können.» Für die Jugendlichen am OZ Degenau bedeutet das Projekt vor allem eines: Schule, die Sinn macht.
Von Dominique Thomi
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