Rudolf Kuhn
schiesst Silberjodidraketen in den Himmel um Hagel abzuwehren.
Immerhin in 1000 (grün markiert) von 2131 Schweizer Gemeinden werden Sammelsysteme für Kunststoffe angeboten. Laut Urs Corradini steigt die Zahl erfreulich an.
Die Schweiz bezeichnet sich oft und gerne als Recyclingweltmeisterin. Wenn es um die Rücklaufquote von Kunststoffen geht, kann von Weltmeisterin jedoch keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Ein neuer Vorstoss will diesem Missstand entgegenwirken.
Bazenheid/Niederuzwil Der Verband Schweizer Plastic Recycler (VSPR) hat seinen Sitz in Bazenheid. Angesiedelt ist der VSPR beim Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB). Der VSPR-Geschäftsleiter, Urs Corradini, welcher die Geschäftsstelle zusammen mit Michèle Beerli unterhält, gibt einen differenzierten Einblick in die Wiederverwertung von Kunststoffen.
Urs Corradini, wie hoch ist die Rücklaufquote bei den Kunststoffen in den Privathaushalten?
Aktuell liegt die Rücklaufquote für Kunststoffe in der Schweiz bei etwa zehn Prozent. Das bedeutet, dass nur ein kleiner Teil des gesamten Plastikabfalls, welcher in Haushalten anfällt, tatsächlich recycelt wird.
Wo fallen denn hierzulande die meisten Kunststoffabfälle an?
Ein grosser Teil des Kunststoffabfalls stammt aus Verpackungen, Einwegplastikartikeln oder Plastiktüten. Weitere Kunststoffabfälle fallen vor allem im Baubereich oder in der Agrarwirtschaft an. Ganz traurig sind die geschätzten 2700 Tonnen Kunststoffabfälle, welche jährlich durch achtloses Wegwerfen respektive Littering in die Umwelt gelangen.
Beim Altglas liegt die Rücklaufquote bei 95 Prozent. Weshalb sind die Zahlen beim Kunststoff derart schlecht?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen hat sich Altglasrecycling seit 1974 etabliert, wogegen Kunststoff erst seit wenigen Jahren recycelt wird. Andererseits ist die Wiederverwertung von Kunststoffen sehr aufwendig und kompliziert, weshalb sie, anders als beim Glas, nicht unentgeltlich erfolgen kann.
Der VSPR ist federführend im heimischen Plastikrecycling. Sehen Sie den Verband in der Verantwortung, die tiefe Quote zu erhöhen?
Selbstverständlich ist das eine sehr wichtige und zentrale Aufgabe des Verbands. Unter anderem können mit jedem Kilogramm Kunststoff, das nicht in Kehrichtverbrennungsanlagen verbrannt wird, 2,8 Kilogramm CO₂ eingespart werden.
Im Jahr 2015 wurde mit dem KUH-Bag ein spezieller Sammelsack für die Wiederverwertung von Kunststoffen eingeführt. Was hat diese Aktion bewirkt?
Der KUH-Bag hat zu einer spürbaren Sensibilisierung der Verbraucher geführt. Dank der Sammlung von Haushaltskunststoffen können wertvolle Ressourcen eingespart und Emissionen gesenkt werden. Das Label des VSPR sorgt für Transparenz, garantiert die Qualität des Recyclings und wirkt vertrauensbildend.
Welche konkreten Massnahmen haben Sie geplant, um die Lust auf die Rückführung von Kunststoffen zu erhöhen?
Wir nutzen selbstverständlich jede Gelegenheit, um auf das Kunststoffrecycling aufmerksam zu machen. Beispielsweise an Gewerbeausstellungen, wo wir immer präsent sind, an Verkaufs- und Rücknahmestellen und vor allem auch durch eine regelmässige Medienarbeit.
Zu Monatsbeginn haben zahlreiche namhafte Detailhändler unter der Leitung der Branchenorganisation «RecyPac» eine eigene Initiative für das Plastikrecycling lanciert. Was ist von dieser Initiative zu halten?
Mit «RecyPac» kommt ein weiterer Anbieter auf den Markt, was den Wettbewerb belebt und das Kunststoffrecycling in der ganzen Schweiz weiter fördert. Als VSPR begrüssen wir grundsätzlich jede Initiative, welche die Rücklaufquote erhöht. Wichtig ist, dass ein Monitoringsystem sicherstellt, dass die korrekten Stoffflüsse eingehalten werden. Ein solches Monitoring ist notwendig, um die Nachverfolgbarkeit und die ordnungsgemässe Verwertung der gesammelten Materialien zu gewährleisten.
Welchen Einfluss hat die Aktion von «RecyPac» auf Ihre eigenen Aktivitäten?
Der Fokus des VSPR liegt vor allem darauf, die bestehenden Sammelsysteme weiter zu stärken und auszubauen, weil sie in jeder Hinsicht bestens funktionieren – logistisch und qualitativ. Gerade in unserer Region besteht mit dem KUH-Bag ein hervorragend funktionierendes System, das einfach und gleichzeitig sehr kostengünstig ist.
Wie kann die magere Rücklaufquote aus Ihrer Sicht weiter gesteigert werden?
Da gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Die Einführung von Mehrwegsystemen etwa oder eine gezielte Erweiterung der Separatsammlung. Ebenso könnte vermehrte Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel in Schulen oder auf Gemeindeebene, das Bewusstsein aller Beteiligten für einen besseren Umgang mit Kunststoffabfällen fördern. Ich denke zudem, dass es an der Zeit wäre, dass die Verpackungsindustrie mehr das Recycling und den Umweltschutz statt das Design im Fokus hat.
Von Wiesy Imhof
In der Vergärungsanlage der Axpo Biomasse AG in Niederuzwil wird aus Grüngut und Küchenabfällen Energie gewonnen. Für einen reibungslosen Betrieb ist es entscheidend, dass alle zugeführten Stoffe auch tatsächlich vergärbar sind. Wie Anlagenführer Marcel Rauber auf Anfrage betont, kommt es seit geraumer Zeit vermehrt zu Problemen mit Plastiktüten, die fälschlicherweise im Grünabfall landen. Er weist darauf hin, dass dies negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, insbesondere in Bezug auf die Bodenverschmutzung, und zudem zu vermehrtem Verschleiss von Anlagenkomponenten und erhöhtem Wartungsaufwand führt. Er macht deshalb ausdrücklich darauf aufmerksam, dass geläufiger Kunststoff, im Gegensatz zu vergärbarem Biokunststoff, nicht in den Grünabfall gehört.
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