Michael Sarbach
ist neuer Botschafter der Stadt Wil.
Basil Jung und Peter Huser sind fest mit dem Verein Dorfbühne verbunden.
Wo heute Theater, Konzerte und Feste stattfinden, begann vor 40 Jahren eine aussergewöhnliche Gemeinschaftsleistung: Lenggenwil baute sich seine Dorfbühne selbst – mit Herz, Handarbeit und unerschütterlichem Zusammenhalt.
Lenggenwil Wenn man in der Turnhalle des Mehrzweckgebäudes in Lenggenwil steht, ist die Dorfbühne nicht zu erahnen. Lediglich kleine Griffe im unteren Drittel der weissen Wand weisen darauf hin, dass hier eine Bestuhlung herausgezogen werden kann. Geht man allerdings um die Turnhalle herum, vorbei an den Garderoben und eine Treppe hinauf, verbirgt sich eine grosszügige Bühne dahinter. Was direkt ins Auge fällt, ist der grosse, olivgrüne Vorhang, der sich in der gesamten Breite des Raumes erstreckt. «Dieser Vorhang ist zu 100 Prozent Lenggenwiler Handarbeit», verrät Peter Huser stolz. «Dutzende Frauen aus dem Dorf nähten diesen Vorhang von Hand zusammen, nahmen den Saum um und befestigten die Ringe. Das ist noch immer der erste Vorhang, 40 Jahre später.» Der 73-Jährige war seit Beginn, im Jahr 1982, in die Entstehung der heutigen Dorfbühne involviert.
«Die Idee zum heutigen Mehrzweckgebäude mit der Dorfbühne entstand bereits am 18. Juli 1978», erinnert sich Huser. Mit der damaligen Gründung der Jungwacht wurde das Bedürfnis nach einem Raum für die Jugendlichen geweckt. «Mitgründer der Jungwacht und damaliger Kirchenpräsident sowie Gemeinderatsmitglied, Alex Egli, trat mit der Bitte an den Schulrat.» Bereits zwei Monate später, so Huser, traf sich dieser an zwei Sitzungen und es wurde über den Bau einer Turnhalle diskutiert. «Der Boden für den Standort der Halle gehörte je zur Hälfte der Kirche und Anwohner Felix Frick», erzählt der Lenggenwiler. «Felix überschrieb den Boden ohne weiteres. Dies veranlasste die Kirche beim Bau auch ein Pfarreiheim miteinzuplanen.» Zudem habe die Gemeinde den Auftrag gehabt, bis 1990 einen Schutzraum von 200 Plätzen zu realisieren. «Was ist da besser geeignet, als unter der Turnhalle diese Räume zu bauen?» Der Plan nahm Form an und so erteilte das Erziehungsdepartement nach zwei Jahren das Okay für den Bau des Mehrzweckgebäudes.
«Als ich den Antrag zur Finanzierung der Bühne an der Hauptversammlung der Musik Lenggenwil vortrug, wurde ich im Regen stehen gelassen», blickt Peter Huser zurück. «Das finanzielle Risiko wollte der Musikverein nicht allein tragen. So lud ich kurzerhand die Präsidentin des Müttervereins sowie die Präsidenten des Kirchenchors, der Kleinkaliberschützen, der 300-Meter-Schützen und der Jungwacht zu mir nach Hause ein. Mit mir als Vertreter der Musik Lenggenwil beschlossen wir, die Interessengemeinschaft (IG) Dorfbühne zu gründen. Ohne finanzielle Verpflichtungen der Vereine setzten sich die Mitglieder der IG für den Bau der Dorfbühne ein», erinnert sich Huser. Nicht nur der Musik Lenggenwil waren anfangs die finanziellen Folgen zu gross. «Erst als 1983 das Projekt samt Bühne finanzierbar erschien, gab auch der Schulrat sein Okay.»
Ein Jahr bevor auch der Schulrat mit an Bord kam, sass die IG über der ersten Kostenzusammenstellung im Restaurant Krone. «Das Architekturbüro, das unseren Projektwettbewerb gewann, wollte allein bei der Gebäudehülle 477’000 Franken verrechnen. Für uns nicht realisierbar», erinnert sich Peter Huser. «Die einzelnen Kostenpunkte wurden angeschaut und verhandelt», weiss er. So wurde beispielsweise die Wand der Turnhalle, die mit dem Bau der Bühne deren Aussenwand war, nicht von der IG übernommen. «Nach weiteren Sitzungen im Jahr 1984, mit rund 30 Baufachleuten, waren wir bei einem Betrag von circa 250’000 Franken.»
Um diesen Betrag bezahlen und als Partner der Bank agieren zu können, war die Rechtsform «Juristische Person» notwendig. Dafür wurde am 17. September 1984 der Verein Dorfbühne gegründet und die IG aufgelöst. «Wir schrieben alle Lenggenwiler Haushalte sowie die ehemaligen Schülerinnen und Schüler an, und baten um Geld.» Die Dorfbühne, weiss Huser, sei zu 100 Prozent aus dem Dorf für das Dorf finanziert worden: «Zusätzlich zur Bevölkerung kamen 108’000 Franken von Lenggenwiler Vereinen und Körperschaften zusammen», weiss Basil Jung, langjähriger Präsident des Vereins Jugend und Kultur und seit knapp 30 Jahren Mitglied der Dorfbühne. «Dank den Erlösen aus den Festen, wie beispielsweise der Metzgete und dem Frühlingsfest 1985, war es möglich, während der gesamten Bauphase das Baukonto auf dem Plusstand zu halten», ergänzt Huser. Die beiden sind sich sicher: «So einen starken Dorfzusammenhalt gibt es nur in Lenggenwil.» Um diesen 40 Jahre anhaltenden Gemeinschaftsgeist gebührend zu feiern, lädt der Verein vom 16. bis 18. Mai auf die Wiesen ein. «In Lenggenwiler Manier wird drei Tage lang gefeiert», verrät Basil Jung.
Von Dominique Thomi
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