Michael Sarbach
ist neuer Botschafter der Stadt Wil.
Roman Büttiker hat oft mit Bränden durch defekte Lithium-Ionen-Akkus zu tun.
Wenn es brennt, beginnt für Uzwiler Roman Büttiker die Spurensuche. Der Leiter der Abteilung Brand und Spezialfälle bei der Kantonspolizei St.Gallen erklärt, wie Technik und Teamarbeit Brände entschlüsseln.
Uzwil Roman Büttiker, können Sie uns einen typischen Arbeitstag beschreiben?
Einen strikt planbaren Alltag gibt es kaum, da wir jederzeit auf Einsätze reagieren müssen. Bei einem Brand fahre ich mit meinem Team zum Einsatzort, dokumentiere die Situation, entnehme Proben und versuche, erste Erkenntnisse zur Ursache zu gewinnen – etwa durch das Sichern verkohlter Materialien oder die Analyse von Russspuren. Nach der Freigabe des Brandorts erfolgt die Auswertung im Labor, wo wir Proben auf Brandbeschleuniger oder chemische Rückstände untersuchen und elektrotechnische Geräte auf Hinweise zur Brandentstehung prüfen. An Bürotagen schreibe ich Berichte, studiere technische Dokumente und tausche mich mit anderen Fachstellen aus. Routine und spontane Einsätze wechseln sich also ab.
Wie sind Sie zur Kantonspolizei St.Gallen gekommen und was hat Sie speziell an der Abteilung Brand und Spezialfälle gereizt?
Ich habe Chemie studiert und mich früh für Kriminaltechnik interessiert. Als sich die Gelegenheit ergab, bei der Kantonspolizei St.Gallen im Labor des Forensisch-Naturwissenschaftlichen Dienstes zu arbeiten, griff ich sofort zu. Später konnte ich mich in der Abteilung Brand und Spezialfälle weiterentwickeln. Besonders fasziniert mich die Kombination aus wissenschaftlicher Detektivarbeit und praktischer Anwendung: Brände sind oft das Ergebnis komplexer Prozesse, die es zu entschlüsseln gilt. Dieser analytische Ansatz – vom Laborbefund bis zur Rekonstruktion des Brandverlaufs – begeistert mich seit jeher.
Unterscheiden sich Brandermittlungen von anderen kriminaltechnischen Untersuchungen?
In der Brandursachenermittlung ist der Tatort oft zerstört, und Feuer sowie Löschwasser machen viele Spuren unkenntlich. Während klassische Untersuchungen eindeutige Spuren wie Fingerabdrücke oder DNA liefern, müssen wir hier oft mit wenigen oder beschädigten Proben arbeiten und «um die Ecke» denken.
Wie arbeitet Ihre Abteilung mit anderen Einsatzkräften wie Feuerwehr oder Forensik zusammen?
Die Zusammenarbeit ist entscheidend: Die Feuerwehr löscht den Brand, sichert den Ort und beobachtet die Ausbreitung des Feuers – wichtige Informationen für uns. Wir vom Forensisch-Naturwissenschaftlichen Dienst analysieren Proben auf Brandbeschleuniger, und wir arbeiten eng mit den Hundeführern zusammen, die Brandmittelspürhunde einsetzen. Bei Verdacht auf Brandstiftung sichert der Kriminaltechnische Dienst Spuren wie Schuhabdrücke, DNA und Fingerabdrücke. Die Ergebnisse teilen wir mit den Ermittlern und der Staatsanwaltschaft, um ein umfassendes Bild des Falls zu erhalten.
Mit welchen Arten von Brandfällen haben Sie am häufigsten zu tun?
Die meisten Brände entstehen durch Alltagsursachen wie defekte Elektronik, unsachgemässe Ascheentsorgung oder fahrlässigen Umgang mit offenem Feuer. Daneben gibt es Brandstiftungen, sei es aus kriminellen Motiven oder selten im Zusammenhang mit Versicherungsbetrug. In den letzten Jahren haben wir eine Häufung von Bränden durch defekte Lithium-Ionen-Akkus festgestellt, vermutlich aufgrund ihrer weiten Verbreitung.
Kritiker sagen, bei Bränden mit mutmasslich menschlichem Versagen werde zu schnell von «technischen Ursachen» gesprochen. Was entgegnen Sie solchenVorwürfen?
Ich verstehe, dass es so wirken kann, als würden wir uns auf technische Defekte als Erklärung beschränken. In Wirklichkeit prüfen wir alle Ursachen unvoreingenommen. Ein Defekt kann auch auf fehlerhaftes oder fahrlässiges Verhalten zurückgehen. Das vertiefte technische Fachwissen meiner Mitarbeitenden hilft dabei: In unserer Abteilung arbeiten zwei Elektroinstallateure, die bei Geräten genau untersuchen, ob der Fehler durch Materialmängel, Überlastung oder unsachgemässe Installation entstand. Erst wenn alle Fakten gesichert sind, ziehen wir unsere Schlüsse
Wie gehen Sie persönlich mit belastenden Einsätzen um?
Wenn Menschen, vor allem Kinder, verletzt werden, ist das emotional belastend. Der Austausch im Team hilft, ebenso wie Zeit mit Familie, Freunden und Hobbys. Die Kantonspolizei St.Gallen bietet mit Peers und professioneller Hilfe Unterstützung an. Bei der Polizei achtet man aufeinander.
Hat sich Ihre Arbeit durch moderne Technik und forensische Methoden verändert?
Heute können wir Molekülstrukturen in winzigen Rückständen identifizieren und mit digitalen Analysemethoden Brandverläufe simulieren. Auch der Einsatz von3D-Scans und Drohnenaufnahmen vom Brandort nehmen zu, was eine detailliertere Rekonstruktion ermöglicht. Insgesamt ist unsere Arbeit präziser und schneller geworden.
Nutzen Sie bereits auf künstliche Intelligenz (KI) gestützte Systeme oder moderne Analyseverfahren bei Brandermittlungen?
KI kann bereits helfen, grosse Datenmengen zu durchsuchen und Auffälligkeiten zu erkennen, etwa bei Foto- und Videoauswertungen. Auch die Forschung zu KI-gestützten Brandmodellen ist vielversprechend. Allerdings bringt KI bei Ermittlungen Herausforderungen mit sich: Die Ergebnisse müssen nachvollziehbar, valide und gerichtsfest sein, und der Datenschutz muss gewährleistet bleiben. Wir stehen noch am Anfang, aber ich bin überzeugt, dass KI künftig eine wichtige Rolle spielen wird, etwa bei der Brandverlaufsrekonstruktion und der Identifikation potenzieller Brandausbruchsorte.
Von Dominique Thomi
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