Philipp Gattermann
kombiniert Schreinerei mit seiner Leidenschaft für den Naturschutz.
Eine unscheinbare Abzweigung der Gähwiler Hauptstrasse führt ins Paradies. Nicht in irgendeines, sondern in das Eselparadies von Nigel Carey und Willi Steffen.
Gähwil Bereits am Eingangstor wird man von zwei Hunden überschwänglich begrüsst. Vorbei an einem grossen Hühner- und Gänsestall, einem Gehege für Schafe und Ziegen und an einem Teich mit Goldfischen geht es auf die Terrasse von Willi Seffen und seinem Mann Nigel Carey. «Hier im Eselparadies sind 70 Tiere zu Hause», klärt Steffen auf und zeigt auf einen Hügel: «Hier oben sind die vier Kaninchen. Heute geniessen sie die Sonne.» Das eigentliche Highlight wartet jedoch auf der grossen Weide hinter dem Haus. Schon von Weitem kann man die Esel erkennen, die sich auf der Wiese wälzen oder ei-nander hinterherrennen. «19 Esel und ein Muli leben hier», erzählt Carey stolz. Doch wie sind die beiden Männer auf den Esel gekommen?
«Vor 35 Jahren legten wir uns die ersten beiden Esel zu», erinnert sich Steffen an die Anfänge zurück. Damals lebte das Ehepaar noch am Greifensee im Zürcher Oberland.
«Die Wahl fiel auf Esel, da ich in meiner Heimat England als Kind oft ein Eselparadies besuchte und das immer ganz toll fand», sagt Carey. Hengst Charly, der sein Zuhause in einem Stall in den Bergen hatte, sowie Stute Dorothy, die in einem Stall angebunden war, wurden die ersten Esel der beiden Gähwiler. «Charly und Dorothy bekamen Nachwuchs und so wurden aus zwei schnell fünf Esel», erzählt Steffen. Nach und nach gab das Ehepaar weiteren Eseln ein Zuhause. Die Tiere wurden oft über den Tierschutz vermittelt, weiss Carey: «Oft schaffen sich Leute Esel an und unterschätzen, dass ein solches Tier zwischen 35 und 55 Jahre alt werden kann.» Auch die Pflege und die Fütterung würden oftmals nicht artgerecht ausgeführt.
70 Tiere geben eine Menge Arbeit und kosten auch. «Im Jahr belaufen sich die Kosten für unsere 19 Esel auf rund 40’000 Franken», verrät Carey. Da das Eselparadies keine Stiftung und kein Verein ist, zahlen die beiden Männer alles aus eigener Tasche. «Vor fünf Jahren haben wir uns dazu entschlossen, Patenschaften anzubieten», sagt Steffen und streichelt die Bengalkatze Flamme, die, soeben aus ihrem Mittagsschlaf erwacht, dahergelaufen kommt. Neben der finanziellen Unterstützung durch Spenden und Patenschaften hat das Ehepaar auch Hilfe von freiwilligen Helferinnen. «Insgesamt zehn Frauen helfen uns mit den Tieren. Für uns gehören sie alle zur Familie», stellt Carey klar. Jeder sei im Eselparadies willkommen. So bekommen Steffen und Carey beispielsweise Besuch von Behindertenheimen oder auch von Firmen, die einen Teamausflug ins Paradies wagen. «Als die Mädchenschule St.Katharina aus Wil da war, passierte etwas Magisches. Es war so toll, zu sehen, wie die Mädchen aus sich herauskamen und ihre Schüchternheit ablegten», sagt Carey.
Das Eselparadies in Gähwil bestehe seit zehn Jahren, erzählt Carey und streicht der Hündin Lady über den Kopf. Um das Jubiläum am 30. Juni zu feiern, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Alles werde auf Hochglanz poliert und ein Festzelt biete genug Platz für die Besucher, die von 10 bis 17 Uhr willkommen seien. Ein Wermutstropfen aber bleibe beim Ehepaar. «Wir sind hier zur Miete und wissen nie, wann unser Traum zu Ende geht», so Carey. Verrückt machen wollen sie sich nicht und geniessen jeden Tag, der kommt. «Im Idealfall werden wir mit unseren Eseln 90 Jahre alt», sind sie sich einig.
Von Dominique Thomi
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