Martin Meile
ist seit 35 Jahren Blechbläser bei der Metallharmonie.
Die Lützelmurg soll bis Ende Jahr wieder ein wertvoller Lebensraum für diverse Fische und Kleinlebewesen werden. Wie das gelingt, erklärt Bauleiterin Isabelle Rüegg vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL).
Aadorf Die Lützelmurg, die rund 13 Kilometer zwischen Aadorf und Aawangen fliesst, ist einer der letzten natürlichen Flussläufe im Thurgau und steht entsprechend unter Naturschutz. Lässt man einem Fluss freien Lauf, erfindet er sich immer wieder neu. Je nach Strömungsverhältnissen reisst er an einem Ort Erde und Steine weg und lagert sie weiter unten wieder ab. Auf Zürcher Grund wurde die Lützelmurg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Aatal mit harten Uferverbauungen kanalisiert und begradigt, um ihre Wasserkraft zu nutzen. Wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind dabei verloren gegangen. Die Lützelmurg wird deshalb als stark beeinträchtigt eingestuft. Entsprechend ging ein Auftrag zu deren Revitalisierung an das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) der Stadt Zürich. Konkret auf die Lützelmurg bezogen heisst das, das Gewässer soll auf einer Länge von rund 400 Metern ökologisch aufgewertet werden. Baudirektorin Isabelle Rüegg erklärt den Ablauf der Aufwertungsmassnahmen, die von Mai bis September andauern.
Isabelle Rüegg, was ist Revitalisierung?
Revitalisierung bedeutet, ein Gewässer oder einen Lebensraum wiederzubeleben und in einen naturnahen Zustand zurückzuführen. Dadurch sollen die natürlichen Funktionen vormals verbauter, korrigierter, überdeckter oder eingedolter Bäche und Flüsse wiederhergestellt werden.
Was ist das Ziel?
Das Ziel dabei ist es, die ökologische Vielfalt und die natürlichen Prozesse zu fördern. Damit soll Lebensraum für standorttypische Pflanzen- und Tierarten entstehen. Fische und zahlreiche Kleinlebewesen finden aufgewertete Lebensräume und Fortpflanzungsmöglichkeiten.
Was wird genau gemacht?
Bei der Revitalisierung der Lützelmurg werden die bestehenden Gewässerverbauungen abschnittsweise rückgebaut und das Flussbett wird verbreitert. Durch den Einsatz von Totholz, Kies und Steinen werden Gewässer und Uferbereich vielfältiger strukturiert. Durch diese Massnahmen wird die Strukturvielfalt erhöht und die Dynamik der Lützelmurg gefördert.
Ausserdem werden Schwellen entfernt oder umgestaltet, damit auch schwimmschwache Fischarten besser flussaufwärts wandern können. In einem weiteren Schritt sollen die Übergänge zwischen Wasser und Land teils flach gestaltet werden. Das, damit Kleintiere den Fluss einfacher durchqueren können.
«Die Lützelmurg erhält die Möglichkeit, sich dynamisch zu entwickeln und vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen.»
Die Massnahmen zur ökologischen Aufwertung der Lützelmurg starteten am 21. Mai. Aktuell werden die Bauinstallationen eingerichtet. Anschliessend können die Arbeiten im Flussbett beginnen. a
Wer hat Sie mit der Revitalisierung an der Lützelmurg beauftragt und wie wird die Finanzierung des Projekts sichergestellt?
Die Förderung der Gewässerrevitalisierung ist seit 2005 in der Verfassung des Kantons Zürich verankert. Seit 2011 verpflichtet auch der Bund die Kantone dazu, die natürlichen Funktionen von verbauten Gewässern wiederherzustellen. Die Revitalisierung der Lützelmurg entspricht somit einem Gesetzesauftrag, den wir als Kanton hier erfüllen. Die Kosten dafür übernehmen ebenfalls wir als Kanton. Zudem können auch Bundesbeiträge bezogen werden.
Wieso werden nur gerade die gewählten 400 Meter des rund 13 Kilometer langen Flusses revitalisiert?
Die oben und unten angrenzenden Abschnitte liegen im Kanton Thurgau (Gemeinde Aadorf) und sind somit nicht in unserem Hoheitsgebiet. Weiter flussaufwärts gibt es zwei weitere kleine Abschnitte der Lützelmurg auf Zürcher Kantonsgebiet. Dort gilt sie aber als wenig beeinträchtigt und muss nicht revitalisiert werden.
Gibt es Tier- oder Pflanzenarten, die von der Revitalisierung besonders profitieren werden?
Von den Massnahmen profitieren unter anderem Fische, bspw. Bachforellen, und andere Wasserlebewesen sowie Reptilien und Amphibien, bspw. Gelbbauchunken. Natürliche Bach- und Flusslandschaften gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Schweiz.
Gibt es vergleichbare Projekte, bei denen das nachweisliche Vorteile gebracht hat?
In der Schweiz und im Kanton Zürich wurden bereits viele Revitalisierungsprojekte erfolgreich umgesetzt. Eine Erfolgskontrolle findet in erster Linie bei grösseren Projekten statt.
Welche Vision haben Sie für die Lützelmurg in fünf oder zehn Jahren nach der Revitalisierung?
Mit der Revitalisierung wird die Lützelmurg naturnah gestaltet. Sie erhält die Möglichkeit, sich dynamisch zu entwickeln und vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Damit wird sich die Biodiversität der Lützelmurg verbessern.
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