Rudolf Kuhn
schiesst Silberjodidraketen in den Himmel um Hagel abzuwehren.
Anfang Juli ging eine Meldung an die Eltern der Schulkinder in Münchwilen heraus. Der Grund: «Eines der Kindergartenkinder wurde gegen Abend des 1. Juli an der Murgtalstrasse von einem Unbekannten angesprochen.» Dieser soll versucht haben, das Kind in sein Auto zu locken. Die Kantonspolizei Thurgau informiert über die Tatsachen und gibt Tipps für die Eltern.
Es ist offiziell, die Sommerferien sind vorbei. Denn diese Woche wurde in den Thurgauer Gemeinden der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Dass so ein Schulweg für die Kinder nicht immer ungefährlich sein kann, beweist eben dieses Beispiel von Anfang Juli einmal mehr. «Der Schulleitung wurde diese Situation als Information gemeldet. Es wurde beobachtet, dass der Unbekannte in unserer und den umliegenden Gemeinden, erfolglos und für kurze Zeit, das Gespräch mit einzelnen Kindern gesucht haben soll. Mehr Informationen liegen uns auch nicht vor. Die Schulleitung hat sich entschieden, mit involvierten Fachpersonen in einem Schreiben an die Eltern Empfehlungen abzugeben», schreibt die Schule auf Nachfrage dieser Zeitung. Ein Grund zur Panik bestehe laut der Schule nicht, dennoch bittet sie die Eltern, mit ihrem Kind das Verhalten gegenüber Fremden zu thematisieren und die Kinder, wenn möglich, den Schulweg in Gruppen zurücklegen zu lassen.
Grund zur Panik besteht für die Eltern der Schulkinder in der Gemeinde Münchwilen tatsächlich nicht, denn, wie die Nachfrage bei der Kantonspolizei Thurgau zeigt, sei der geschilderte Vorfall in Münchwilen bloss einer blühenden Fantasie der dortigen Kinder zu verdanken. «Gemäss unseren Kenntnissen wurde der besagte Vorfall in Münchwilen durch die Kinder erfunden», so Roxanne Gräflein, Mediensprecherin der Kantonspolizei Thurgau. Auf Nachfrage der Polizei hätten die Kinder damals selbst zugegeben, dass sie die Geschichte erfunden hatten. Auch seien zu der Zeit keine der angrenzenden Gemeinden von ähnlichen Vorfällen betroffen gewesen. Einzig ein Fall nahe Bischofszell sei laut Gräflein zu einer ähnlichen Zeit ebenfalls der Kantonspolizei gemeldet worden: «Wir hatten ebenfalls am 2. Juli eine Meldung über ein verdächtiges Ansprechen eines Kindes aus Wilen-Gottshaus, wo die Volksschulgemeinde Bischofszell in Absprache mit der Kantonspolizei Thurgau einen Elternbrief herausgegeben hat.»
Obwohl die geschilderte Situation in diesem Fall durch die Kinder frei erfunden wurde, meint Gräflein: «Grundsätzlich empfehlen wir, in solchen Verdachtsfällen immer die Polizei zu informieren. So besteht die Möglichkeit, Abklärungen zu tätigen (z.B. Befragung des Kindes) oder allfällige Massnahmen einzuleiten.» Also auch wenn der Verdacht der Eltern besteht, dass das Kind den Vorfall nur erfunden haben könnte, ist es ratsam, die Polizei zu informieren. Weiter verweist Gräflein auf die Broschüre der Schweizerischen Kriminalprävention «Ihr Kind alleine unterwegs – so schützen Sie es trotzdem!». «Falls trotz aller Vorsicht
etwas passiert ist, ist es wichtig, besonnen zu reagieren. Berichtet ein Kind von Beobachtungen, (unangenehmen) Erfahrungen, Übergriffen, Drohungen oder Ähnlichem, glauben Sie ihm und hören Sie aufmerksam zu», steht es auch in der Broschüre. Weiter gibt sie Tipps, welche Präventivmassnahmen man als Elternteil treffen kann.
«Ein wichtiger Punkt ist, dass Kinder im Alltag Respekt erfahren und Selbstvertrauen entwickeln sollen, da Täter unsicher wirkende Kinder bevorzugt ansprechen», so die Information der Schweizerischen Kriminalprävention. Es sei entscheidend, dass Kinder wissen, dass sie ihre eigenen Grenzen bestimmen dürfen und dass Selbstbewusstsein ein wirksamer Schutz vor Übergriffen sein könne. Zudem sei es wichtig, den Kindern klarzumachen, dass es nicht feige ist, Angst zu haben, wegzulaufen oder sich Hilfe zu holen. Kinder sollen ein ungutes Gefühl ernst nehmen und die Situation verlassen, wenn ihnen etwas nicht
geheuer erscheint. Pünktlichkeit ist eine weitere Tugend, die Kindern beigebracht werden sollte. Eltern sollten erklären, warum es wichtig ist, immer den vereinbarten
Schulweg zu gehen und pünktlich zu Hause, in der Schule oder im Hort zu sein. Kinder lernen am Vorbild ihrer Eltern, daher sollten diese auch immer sagen, wohin sie gehen, wie sie erreichbar sind und an wen sich das Kind wenden kann, falls die Eltern nicht erreichbar sind.
Auch praktische Massnahmen können helfen, wie das gemeinsame Zurücklegen des täglichen Schulwegs, damit die Kinder gegenseitig auf sich aufpassen können. Zudem können Eltern mit ihren Kindern sogenannte Rettungsinseln auf dem angestammten Schulweg und in der Umgebung identifizieren. Dies können Geschäfte sein, in denen das Kind den Kassierer ansprechen kann, belebte Strassen oder Häuser, wo es klingeln kann.
Tipp 1
Kinder sollten keinesfalls mit fremden Männern oder Frauen mitgehen, auch wenn diese ihnen etwas zeigen oder schenken wollen. Das können zum Beispiel Tierbabys, kleine Hunde, Vögel oder Spielzeug sein.
Tipp 2
Grundsätzlich sollten Kinder keine Geschenke von Fremden annehmen, wie zum Beispiel Geld, Süssigkeiten oder Spielzeug.
Tipp 3
Sagen Sie Ihren Kindern, dass niemals fremde Personen kommen, um sie abzuholen oder nach Hause zu fahren.
Tipp 4
Kinder sollten von fremden Personen, die sie ansprechen, immer zwei Armlängen (drei «Elefantenschritte») Abstand halten.
Tipp 5
Sollten Kinder zum Mitgehen oder Einsteigen aufgefordert werden, sollten sie ohne Antwort weglaufen, sich jedoch nicht verstecken, sondern auf dem schnellsten Weg zu einer Vertrauensperson oder in ein Geschäft gehen und die Polizei und die Eltern verständigen.
Tipp 6
Üben Sie mit Ihrem Kind den Satz «Nein. Ich möchte das nicht!», sodass das Kind im Notfall selbstbewusst diesen Satz, wenn nötig auch laut sagt.
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